Antonie Nopitsch – Förderin des Weltgebetstages
„Glauben bewegt“ – unter diesem Leitwort steht der Weltgebetstag 2023. Frauen verschiedener Konfessionen beginnen spätestens mit Beginn des Neuen Jahres mit den erforderlichen Vorbereitungen. „Der Weltgebetstag“, so das Internationale Weltgebetstagskomitee, „ist eine weltweite Bewegung christlicher Frauen aus vielen Traditionen, die jedes Jahr zum Feiern eines gemeinsamen Gebetstages zusammenkommen, und die in vielen Ländern eine ständige Gemeinschaft des Gebetes und des Dienstes verbindet“. Stets am ersten Freitag des Monats März treffen sich Gottesdienstbesucherinnen in einer vorher vereinbarten Kirche, um im Geist der Ökumene ihren Weltgebetstag zu begehen und zu feiern.
Die Tradition des Weltgebetstages, der ehemals die Bezeichnung „Weltgebetstag der Frauen“ trug, ist die älteste ökumenische Bewegung (!) überhaupt. Diese Tatsache kann gar nicht genug gewürdigt werden. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts kamen Frauen in den USA und in Kanada zu Gebetstagen zusammen. Schon in diesen Anfangszeiten wurde abwechselnd die jeweilige Gottesdienstordnung von Vertreterinnen verschiedener Konfessionen erstellt.
Anfang des 20. Jh. gelangte vornehmlich über Methodistinnen der Weltgebetstag nach Deutschland. 1947 fand in Berlin ein erster ökumenischer Weltgebetstags-Gottesdienst mit US-amerikanischen Frauen statt. Als Mitglied des Lutherischen Weltbundes lernte Antonie Nopitsch die gelebte Praxis der Ökumene kennen. Dazu gehörte die Form des Weltgebetstages, den sie auf ihrer USA-Reise 1948 kennenlernte. Bald nach ihrer Rückkehr führte sie diese Form der Ökumene 1949 in Deutschland ein, indem sie ihre befruchtenden Erfahrungen an die vielen Kirchengemeinden im Land weiterleitete. Antonie Nopitsch ist es somit zu verdanken, dass die Idee des Weltgebetstages nun auch in Deutschland angekommen war und und zunächst in den protestantischen Gemeinden allgemeine Verbreitung fand.
Unter den Eindrücken der Ergebnisse des II. Vatikanischen Konzils schlossen sich 1970 der ökumenischen Idee des Weltgebetstages auch die kfd sowie andere katholische Frauenverbände an. Das Konzil (1962-65) setzte die erforderlichen Zeichen der Ökumene, so dass auch die römisch- katholische Kirche sich nun zu einem neuen Miteinander zusammen mit anderen Konfessionen öffnen konnte.
In ihrer Lebensgeschichte (gestorben am 10. Januar 1975 in Nürnberg) erwies sich Antonie Nopitsch wiederholt als echte Pionierin. 1901 im bayrischen Traunstein geboren, kam Antonie als jüngstes von drei Kindern zusammen mit ihrer ev.-luth. geprägten Familie nach München. Als Tierarzt war der Vater Tierinspektor und königlich-bayerischer Regierungsrat, was den Umzug nach München erforderlich machte.
Als einziges Mädchen (!) legte Antonia ihr Abitur am neuen Realgymnasium der Stadt München ab. Es folgte ein Studium der Nationalökonomie mit dem Abschluss der Promotion. Nach einer Dozententätigkeit im Fach Sozialwissenschaften und Fürsorgerecht begann Antonie Nopitsch in Absprache mit evangelischen Frauenverbänden und der Stadt Nürnberg mit dem Aufbau von Bildungsangeboten ausdrücklich für Mütter.
Ihre umfangreichen Tätigkeiten fielen in die unheilvolle Zeit der NSDAP. Einer angestrebten politischen Instrumentalisierung konnte sich Antonie Nopitsch wirksam widersetzen in der Sorge, das betont Christliche ihrer Arbeit zu verlieren. Noch intensiver unterstrich sie daher ihre Nähe zur Kirche mit gleichzeitiger intensiver Vermittlung religiöser Inhalte zugunsten der Arbeit mit und für Frauen.
Nach dem Zusammenbruch der Nazi-Diktatur engagierte sie sich in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Mütterdienst in der Flüchtlingshilfe, ebenso in der Erholungsfürsorge für Aussiedlerfrauen. Zusammen mit Elly Heuss-Knapp, Ehefrau des ersten Bundespräsidenten, entwickelte Antonie Nopitsch – auch hier wieder Pionierarbeit -, die Idee zur Gründung des Deutschen Müttergenesungswerks. Das bis heute angesehene Werk, dem es um das kostbare Gut der Gesundheit aller Mütter geht, war die erste interkonfessionelle Organisation der freien Wohlfahrtspflege. Über viele Jahre hinweg nahm Antonie Nopitsch die Aufgabe der Geschäftsführerin beim Deutschen Müttergenesungswerk wahr.
Dass die ev.-luth. Christin Antonie Nopitsch noch in weiteren kirchlichen Gremien tätig war, bis hin zum Deutschen Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes, und zudem für ihr Leben und Wirken mehrfach Auszeichnungen und Ehrungen erfuhr, sei hier wenigstens erwähnt.
„Glauben bewegt“ – so lautet das Leitwort für den bevorstehenden Weltgebetstag am Fr., 03. März 2023. Frauen des ostasiatischen Inselstaates Taiwan bereiteten diesmal den Weltgebetstag vor. Auch wenn noch heute weitgehend weibliche Kirchenbesucherinnen den Gottesdienst zum Weltgebetstag prägen, kommen doch langsam auch männliche Beter hinzu, u. a. auch Angehörige der engagierten Frauen.
Viel Sorgfalt legen die Ausrichterinnen zudem hinein in das anschließende Treffen nach dem Gottesdienst in den gemeindlichen Räumlichkeiten, wenn eigens zubereitete Speisen und Getränke aus dem Vorbereitungsland, diesmal aus Taiwan, auf den Tisch kommen und genossen werden. So wird der Weltgebetstag auch zu einem kulinarisch geschmackvollen Erlebnis, welches einhergeht mit dem Kennenlernen anderer Kulturen und Bräuche.
Zu ergänzen ist, dass mit ihren Kollekten und Spenden die Teilnehmenden viele weltweit tätige Frauenorganisationen unterstützen, die sich in Krisen- und Konfliktregionen dieser Welt in vorbildlicher Weise aktiv für Frieden, Friedenssicherung und Demokratie einsetzen.
„Glauben bewegt“ – durch ihren eigenen persönlichen Glauben hat Antonie Nopitsch hier im Lande außerordentlich viel bewegt. Ihre dynamische Bewegung im Geist des Christentums ist nicht aufzuhalten und setzt sich über Generationen hinweg weiter fort …
Foto: Frauenwerk-Stein