06. Hl. Mathilde

Hl. Mathilde – Königin und ‚Schwiegermutter Europas‘

Wer der hl. Mathilde (896-968) auf die Spur kommen möchte, unternimmt am besten einen Abstecher in den nördlichen Teil des Harzes – in die UNESCO-Welterbe-Stadt Quedlinburg. In der dortigen Stiftskirche St. Servatius finden wir ihre Grabstätte.

Mit ihr als Königin beginnt eine neue Epoche in der Geschichte Europas. Mathilde stammt aus sächsischem Adel, ihr Name bedeutet so viel wie ‚starke Kämpferin‘. Einer ihrer Vorfahren ist der Sachsenherzog Widukind (+ 807). Mathildes Vater ist der Sachsengraf Dieterich, ihre Mutter Reinhild stammte aus dänisch-friesischem Geschlecht. Eine angemessene Ausbildung erhält Mathilde im Kloster Herford, u.a. auch durch ihre gleichnamige Großmutter.

Zumindest in adligen Kreisen sind Liebesheiraten selten, man wird vermählt. Die Hochzeitsfeier der 14-jährigen Mathilde findet 909 in der Königspfalz Wallhausen im Gebiet des Südharzes statt. Bräutigam ist der zwanzig Jahre ältere Heinrich, Herzog von Sachsen. Für ihn ist es die zweite Hochzeit, nachdem er die erste Ehe annullieren lässt. Wegen seiner Vorliebe für Vogelfang wird er volkstümlich auch ‚Heinrich der Vogler‘ genannt.

Die Zeit des 10. Jahrhunderts ist arm an Geschichtsschreibung. Bekannt ist, dass Mathilde drei Jungen und zwei Mädchen das Leben schenkt. Zusammen mit ihrem Ehemann gelingt es ihr als Mutter, ihre Kinder durch eine geschickte Heiratspolitik in benachbarte Herrschaftsgebiete zu verheiraten. Nicht ohne Grund nennt man Mathilde daher auch die ‚Schwiegermutter Europas‘.

Die beiden gut verheirateten Töchter Gerberga und Hadwig bereiten kaum Sorge. Der jüngste Sohn Bruno geht seinen Weg der geistlichen Berufung und wird Erzbischof von Köln. Die beiden anderen Söhne jedoch, Otto und Heinrich, kämpfen erbittert um ihre eigene Vorrangstellung, geht es doch um das Erbe ihres Vaters. Heinrich baut sich in Sachsen eine führende Stellung auf und wird 919 sogar König des Ostfrankenreiches.

Mathilde trägt inzwischen den Titel ‚Königin‘. Sie wird als durchaus ziel- und machtbewusst charakterisiert. Hinsichtlich der Thronfolgerfrage ist sie schwankend. Mütterlich-familiäres Handeln geht bei ihr einher mit ehrgeizigem Herrschaftsdenken. Den jüngeren Sohn Heinrich hält sie für den geeigneteren Nachfolger. Diesbezüglich spricht ihr Ehemann jedoch ein klares Machtwort: Der älteste Sohn Otto solle ihm auf den Königsthron folgen – und zwar nur er allein. Der Regent beendet damit die seit Generationen gepflegte Tradition, das Herrschaftsgebiet jeweils unter den legitimierten Söhnen aufzuteilen.

Mit dem Tod des Ehemannes 936 beginnt für die Witwe ein neuer Lebensabschnitt. Nicht allein, dass sie nun treu und unentwegt zu ihrem ältesten Sohn Otto hält, der noch im selben Jahr in Aachen zum König gekrönt wird und als Regent mehr und mehr erfolgreich wird. Darüber hinaus hat sie das ihr großzügig zur Verfügung gestellte Witwengut zu verwalten. Sie verwendet es vorzugsweise für Linderungen von Elend und Not vieler Hilfsbedürftiger sowie für kirchliche Frauen- und Familienstiftungen in Quedlinburg und weit darüber hinaus.

Höhepunkt im Leben Mathildes ist die Kaiserkrönung ihres Sohnes in Rom. Nun ist sie Mutter eines Kaisers. In einer feierlichen Zeremonie, Fest Mariä Lichtmess, 02. Februar 962, wird ihr Sohn Otto von Papst Johannes XII. zum Kaiser gekrönt. Auch ihre Schwiegertochter Adelheid wird gekrönt und erhält als Ehefrau den Titel ‚Kaiserin‘.

Die Geschichtsschreibung betrachtet dieses Ereignis als die Geburtsstunde des später so genannten ‚Heiligen römischen Reiches Deutscher Nation‘. Otto I., später mit dem Beinamen ‚der Große‘ versehen, übernimmt das Erbe von Kaiser Karl dem Großen. Der König der Franken wurde an Weihnachten 800 ebenfalls in Rom von Papst Leo III. zum Kaiser gekrönt.

Mathilde stirbt nach einem ereignisreichen Leben am 14. März 968. Die willensstarke und zugleich mütterlich regierende Königin wird an der Seite ihres Ehemannes in der Krypta der Stiftskirche in Quedlinburg beigesetzt. Noch heute finden beide Gräber große Verehrung.

Trotz dürftiger Geschichtsschreibung wird recht überschwänglich deren Leben gedeutet. Geschichtsschreiber Widukind von Corvey benennt Kaiser Otto I. einen ‚Totius Orbis Caput‘ – ‚Haupt der ganzen Welt‘. Derselbe Autor charakterisiert Ottos Mutter Königin Mathilde als eine ‚Mirae Sanctitatis Femina‘ – „Frau von wunderbarer Heiligkeit“. Tatsächlich beginnt mit dem reichhaltigen Leben der hl. Mathilde eine neue Epoche europäischer Geschichte.

Bild: Heinrich I. und Mathilde (Chronica S. Pantaleonis; 1237; Köln; Quelle: Wikipedia)

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