15. Hl. Teresa von Ávila

Hl. Teresa von Ávila – Karmelitin – Mystikerin – Kirchenlehrerin

Wer kennt von ihr nicht den einen oder anderen tiefgründigen Gedanken? Der gebürtigen Spanierin wird noch heute weltweit größte Bewunderung entgegengebracht, denn auch als reformfreudige Ordensfrau bleibt sie in der Geschichte der Kirche unvergessen. Als erste Frau überhaupt erhält sie den höchsten Ehrentitel ‚Lehrerin der Kirche‘, und das, obwohl offizielle Amtsvertreter der Kirche sie als ‚herumvagabundierendes Weibsbild‘ betrachteten.

Das aufregende Leben dieser großen Heiligen liest sich wie ein spannender Roman. In einer Zeit großer kirchlicher Krisen und Veränderungen wird sie 1515 in oder bei Ávila, ca. 110 km nordwestlich von Madrid, geboren. Ihr Vater Alonso Sánchez Cepeda ist jüdischer Abstammung und wohlhabender Kaufmann. Ihre Mutter Beatriz schenkt innerhalb von 19 Jahren 10 Kindern das Leben, Teresa ist ihr drittes. Bei der Geburt des letzten Kindes verstirbt die Mutter mit gerademal 33 Jahren. Teresa muss sie sehr geschätzt haben und attestiert ihr eine ‚beachtliche Intelligenz‘.

Unter dem Einfluss einer Cousine wendet sie sich zunächst eher weltlicheren Dingen zu, Ritterromane gehören zu ihrer Lektüre. In ihrer Autobiografie berichtet Teresa zudem von diversen Geselligkeiten, dem eitlen ‚Wunsch zu gefallen‘, ihrer Wirkung auf Männer und die besondere Nähe eines Cousins.

Obwohl Teresa während eines zweijährigen Internatsaufenthaltes bei Augustinerinnen erkrankt, entschließt sie sich dennoch, den Weg ins Kloster zu wählen, „da es wohl die beste und sicherste Lebensform sei.“ Frauenklöster sind damals voll, ja übervoll. Heiratsfähige Männer zieht es in dieser Zeit der Eroberungen über den Atlantik hin nach Amerika. „Nicht so sehr aus Liebe zu Gott bin ich Nonne geworden“, wird sie schriftlich festhalten, „es geschah vielmehr aus der Angst eines unfreien Menschen.“

Mit 20 Jahren bittet sie bei den Karmelitinnen in Ávila um Einlass, bald danach legt Teresa ihre ewigen Gelübde ab. Recht bald erkennt sie im Klosterleben Widersprüche. Zahlreiche Frauen finden im Kloster wohl eine Bleibe, an Spiritualität aber sind sie weniger interessiert. Teresa berichtete von Tanz, Gesang und diversen Festlichkeiten. Andererseits nehmen sich andere, so wie sie selber, die Regeln klösterlichen Lebens zu Herzen.

Erneut befällt sie, wie sie schreibt, für fast vier Jahre eine „große Krankheit“. Ärzte verlieren die Hoffnung, Schwestern halten sie für tot, im Kloster wird bereits ihr Grab vorbereitet. Doch der Vater, der an den Tod nicht glauben und den Körper einer toten Tochter nicht dem Kloster überlassen will, wird recht behalten. Nach vier Tagen wacht Teresa auf, allerdings noch weit davon entfernt, gesund zu sein. Noch etwa drei lange Jahre leidet sie an Lähmungserscheinungen.

Kurz nach ihrer Genesung, 1543, stirbt ihr Vater. An dessen Krankenbett lernt sie seinen Beichtvater kennen und fasst zu ihm Vertrauen. Er bestärkt sie, Gebetspraktiken einzuüben, die hinführen zur inneren Mitte der Seele im Rahmen ausgiebiger Meditationen. Es ist eine Entdeckungsreise nach innen, ein Abenteuer für sich, für welches seit langer Tradition die Bezeichnung Mystik verwendet wird. Gemeint ist eine Vereinigung mit allem Göttlichen, eine Versenkung der Seele in sich selbst – und damit hin zu Jesus Christus.

Es kommt zu geistlichen Erlebnissen, die Teresa als ‚Bekehrung‘ bezeichnet. So auch während einer Karwoche durch die Betrachtung des gegeißelten Jesus. Teresa schreibt: „Das Bild des ganz mit Wunden bedeckten Christus war so andachtserweckend, dass es mich beim Anblick zutiefst erschütterte, ihn so zu sehen. Denn es stellte gut dar, was er für mich durchlitten hatte. Das, was ich empfand, weil ich mich für diese Wunden kaum dankbar gezeigt hatte, war so gewaltig, dass es mir war, als würde es mir das Herz zerreißen. Aufgelöst in Tränen warf ich mich vor ihm nieder und flehte ihn an, mir ein für alle Mal die Kraft zu geben, ihn nicht mehr zu beleidigen.“ Teresa versteht diese und ähnliche Erlebnisse als Beweggrund dafür, „als hätte der HERR mich gerufen.“

In Teresa reift die Einsicht, dass die milde Regel der Karmelitinnen und der lockere Lebensstil der Schwestern mit den Vorstellungen einer geistlichen Berufung nicht in Einklang zu bringen sind. Sie will für die ‚Unbeschuhten Karmelitinnen‘, wie sie den neuen reformorientierten Ordenszweig nun nennt, ein neues Kloster gründen. Die Bezeichnung‚ Unbeschuht‘ gilt noch heute als Hinweis auf eine streng klösterliche, asketische und damit kontemplative Ausrichtung.

Wenige Monate später ziehen die ersten Ordensschwestern in ein Haus, das mit Hilfe von Teresas Verwandtschaft eigens für dieses Vorhaben hergerichtet ist. Die Freude bei den Schwestern ist groß. Doch außerhalb des Konventes wächst enormer Widerstand. Er gipfelt in der Aufforderung, die Neugründung wieder zu schließen. Teresa hält vehement dagegen. Mehr noch, sie setzt neue Lebenskräfte frei und fördert weitere Klosterneugründungen, darunter auch ein Mönchskonvent. Teresa von Ávila ist somit eine der wenigen Frauen der Kirchengeschichte, die zusätzlich einen männlichen Ordenszweig begründet. Zu den ersten eingekleideten Unbeschuhten Karmeliten gehört Johannes vom Kreuz (1542-91), der zu einem der bekanntesten Mystiker und Dichter des frühneuzeitlichen Spaniens heranreift.

Der Druck auf die Reformbewegung nimmt zu. Teresa und Johannes vom Kreuz werden von der Kirchenleitung weitere Klostergründungen der ‚Unbeschuhten‘ untersagt. Der „Feldzug“ gegen sie mündet, wie Teresa in ihrer Autobiographie schreibt, in eine „große Verfolgung“. Denn als mit dem Vatikanischen Nuntius ihr bisheriger großer Fürsprecher verstirbt, bläst der kirchenobere Gegenwind
der reformfreudigen Teresa noch stürmischer entgegen.

Das Urteil des neuen Nuntius über sie ist vernichtend: Sie sei „ein unruhiges, herumvagabundierendes, ungehorsames und verstocktes Weibsbild, das unter dem Vorwand der Frömmigkeit falsche Lehren erfindet, und gegen die Anordnung des Konzils von Trient und der Oberen die Klausur verlässt, und wie eine Lehrmeisterin andere belehrt; ganz gegen das, was der hl. Paulus lehrt, als er anordnete, dass Frauen nicht lehren sollen.“

Teresa wird nunmehr ermahnt, sich ins Kloster zurückzuziehen und ihre Klausur nicht mehr zu verlassen. Die Ermahnung befolgt sie. Wenn sie jetzt jedoch nicht mehr unterwegs sein darf, so drängt der Reformeifer diese couragierte Frau, ihre Aktivitäten auf einen schriftlichen Austausch zu verlegen. Durch unzählige Briefe hält sie alle Kontakte aufrecht und gestaltet so ihre angestrebte
Klosterreform weiter.

Zu ihren Unterstützern gesellt sich mehr und mehr der spanische König. Der massive Widerstand von außen verringert sich. Selbst der Vatikanische Nuntius ändert seine Sichtweise. Die inzwischen 64-jährige Teresa darf sich nun mit seiner Genehmigung auch wieder außerhalb des Klosters bewegen. Diese Erlaubnis nutzt sie natürlich für weitere Klostergründungen. Bestärkend für sie ist zudem, dass die ‚Unbeschuhten Klosterschwestern und -brüder‘ nun auch kirchenrechtlich einen eigenen selbständigen Zweig monastischen Lebens darstellen dürfen.

Durch ihre zunehmend schwächere Gesundheit werden Teresas Aktivitäten beeinträchtigt, zudem erleidet sie zwei Jahre vor ihrem Tod einen Schlaganfall. Dennoch unternimmt sie Reisen, um Klöster zu visitieren und neue zu gründen. Auf dem Weg nach Alba de Tormes, rund 90 km nordwestlich von Ávila, verstirbt Teresa am 04. Oktober 1582. Beigesetzt wird sie dort am Tag darauf. Wegen der vom Papst angeordneten gregorianischen Kalenderreform ist dieser Tag bereits der 15. Oktober. Bis heute gilt daher dieser Tag als Gedenk- bzw. Festtag für diese außergewöhnliche Ordensfrau.

Teresas spannungsreiches Leben ist ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Wirklichkeit ihrer Zeit. Ihr Vermächtnis bleibt erhalten als starke Reformerin des religiösen Lebens und als herausfordernde sowie streitbare Frau in einer von Männern dominierten Gesellschaft einschließlich Kirche. Übrigens berichtet die Überlieferung davon, dass Mitschwestern nach dem Tod Teresas in einer Seitentasche ihres bescheidenen Habits ein Zettelchen vorfinden. Darauf stehen die noch heute gern wiedergegebenen Worte:

„Nichts soll dich ängstigen,
nichts dich erschrecken.
Alles geht vorüber.
Gott allein bleibt derselbe.
Alles erreicht der Geduldige,
und wer Gott hat, der hat alles.
Gott allein genügt!“

Nachfolgend lesen Sie weitere unsortierte Gedanken der hl. Teresa von Ávila:

„Gott sieht nicht so sehr auf die Größe der Werke, als auf die Liebe, mit der sie getan werden.“
„Das Gebet ist meiner Ansicht nach nichts anderes als das Gespräch mit einem Freund, mit dem wir oft und gern allein zusammenkommen, um mit ihm zu reden, weil er uns liebt.“
„Tu deinem Leib des Öfteren etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.“
„Mein Gott, habe Erbarmen mit jenen, die kein Erbarmen mit sich selbst haben.“
„Ich hatte viele Freunde, die mir zum Fallen halfen, beim Aufstehen jedoch war ich ganz allein, so dass ich staune, dass ich nicht für immer liegenblieb.“
„Der liebe Gott bewahre mich vor Heiligen mit einer finsteren Miene.“
„Christus ist auch mitten unter den Kochtöpfen.“
„Wer nichts mehr wünscht, besitzt alles.“
„Will eine Ehefrau mit ihrem Mann im Frieden leben, so muss sie sich, wie man sagt, ihm anbequemen; sie muss sich traurig zeigen, wenn er traurig ist, und fröhlich, wenn er fröhlich ist, auch wenn sie das niemals wäre. Dies ist eine Knechtschaft.“
„Unser Leib hat nun mal den Fehler, dass er umso mehr Bedürfnisse entdeckt, je mehr er gepflegt wird.“
„Ich werfe unserer Zeit vor, dass sie starke und zu allem Guten begabte Geister zurückstößt, nur weil es sich um Frauen handelt.“
„Verständen wir den Wert und die Würde der Nächstenliebe, wir würden uns auf nichts anderes mehr verlegen.“
„Hätte ich früher erkannt, was ich jetzt weiß, dass der winzige Palast meiner Seele einen so großen König beherbergt, dann hätte ich ihn nicht so häufig darin allein gelassen.“
„Mensch, lerne tanzen, was sollen sonst die Engel mit dir im Himmel anfangen?“

​Bild: Peter Paul Rubens, Kunsthistorisches Museum Wien, Bilddatenbank.

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