Hl. Josephine Bakhita – Opfer des Menschenhandels und Ordensfrau
Unerträglich und zudem ein Verbrechen: Frauen und Kinder werden Opfer von Entführungen und Misshandlungen. Josephine Bakhita ereilt gleiches Schicksal. 1869 in der westsudanesischen Provinz Darfur geboren, wird sie als 9-Jährige nach einer, wie sie in ihren Memoiren festhält, glücklichen Kindheit von arabischen Sklavenhändlern entführt. An ihren Geburtsnamen kann sie sich wegen ihrer traumatischen Ereignisse nicht mehr erinnern. So erhält sie den arabischen Namen ‚Bakhita‘, was so viel bedeutet wie ‚Glück gehabt‘.
Auf sudanesischen Sklavenmärkten wird Bakhita mehrere Male verkauft bzw. verschenkt. Viele ihrer Besitzer misshandeln sie. Einer von ihnen ‚markiert‘ sie als sein Eigentum und fügt der jungen Frau dauerhaft bleibende Schnittwunden zu.
Als Sklavin landet Bakhita schließlich bei einem italienischen Konsul. Für sie bedeutet es wie ein Glücksfall, da er sie, wie sie später festhält, wie ein guter Vater behandelt. Mit ihm zusammen gelangt Bakhita nach Italien. Von der Familie des Konsuls wird sie freundlich aufgenommen und übernimmt als mittlerweile 16-Jährige die Aufgabe eines Kindermädchens.
Da die Konsul-Familie beruflich in den Nahen Osten übersiedelt, wird Bakhita, damals durchaus üblich, zusammen mit einer Tochter der Familie in Venedig einem Kloster der Canossianerinnen (benannt nach ihrer Gründerin: hl. Magdalena von Canossa, 1774-1835) übergeben.
In dieser Zeit erlebt Bakhita erste Begegnungen mit Vertreterinnen christlichen Glaubens. Sie erfährt, was Glaube an Jesus Christus als geistlichen Reichtum bedeutet. Durch Betrachtungen des Kreuzes erkennt sie, wer dieser Jesus Christus wirklich ist. Sie fragt danach, was dieser Mensch denn verbrochen habe, um so schändlich behandelt zu werden? Die Schwestern erklären ihr, dass der Sohn Gottes einzig aus Liebe zu den Menschen so gestorben sei.
Diese Einsicht verändert das Leben der jungen Bakhita drastisch. Von nun an will sie nur noch diesem göttlichen Herrn dienen und ihm auf ihre Weise für seine große Liebe danken. In ihrem weiteren Leben sagt sie auch: „Würde ich den Sklavenhändlern noch einmal begegnen, die mich verschleppten und misshandelten, würde ich mich niederknien und ihnen die Hände küssen. Denn wenn das alles nicht passiert wäre, würde ich heute nicht Christin sein.“
Da das Merkmal unterschiedlicher Hautfarbe damals noch als Hinderungsgrund für eine Ordenszugehörigkeit betrachtet wurde, kann Bakhita nur durch persönlichen Einsatz des Kardinals von Venedig in den Orden der Canossianerinnen eintreten. Der weitsichtige Kardinal Agostini tauft die neue Ordensfrau auf den Namen Josephine Margarita Fortunata (= lateinischer Name für Bakhita). Josephine küsst mehrmals ihr Taufbecken mit den Worten: „An diesem Ort wurde ich eine Tochter Gottes!“
1896 legt Josephine im Mutterhaus Verona ihre Ordensgelübde ab und lebt weiterhin in Venedig in der Schwesterngemeinschaft der Canossianerinnen. Bei ihnen lernt sie Lesen, Schreiben sowie Handarbeiten. Von einer Sklavin entwickelt sich Josephine mehr und mehr zu einer klugen und starken Persönlichkeit. Ihre Entwicklung reift soweit heran, dass sie in Schio, Provinz Vicenza, ein neues Aufgabenfeld erhält.
Die dortigen Schwestern beeindruckt Josephine derart, dass sie der ehemaligen Sklavin die anspruchsvolle Aufgabe einer Klosterpförtnerin übertragen. Nach außen repräsentiert der Pfortendienst stets den Geist eines Klosters. Die Leute innerhalb und außerhalb des Klosters lieben Josephine als ‚Nostra Madre Moretta‘, als ‚Unsere braune Mutter‘. Nach ihrem Heimgang in die himmlische Ewigkeit am 08. Februar 1947 kommen Tausende trauernd und betend an ihr Totenbett und sind zutiefst dankbar für das Glaubenszeugnis von Josephine Bakhita. Ihr Leichnam wird heute weiterhin ehrfurchtsvoll verehrt in der Klosterkirche der Canossianerinnen in Schio.
Im Oktober 2000 wird Josephine Bakhita von Papst Johannes Paul II. als erste Sudanesin heiliggesprochen. Verehrt wird sie als Patronin ihres Heimatlandes Sudan. Als Frau ist sie die erste afrikanische Heilige überhaupt. Verehrung findet diese große Heilige auch in Hamburg. Die vier Gemeinden St. Ansgar, Niendorf, St. Gabriel, Eidelstedt, St. Jakobus, Lurup und St. Thomas Morus, Stellingen, erwählten Josephine Bakhita ganz bewusst zu ihrer neuen Pfarrpatronin.
Einen „Internationalen Tag des Gebetes und der Reflexion gegen den Menschenhandel“ führte Papst Franziskus im Jahr 2015 ein. Als Schutzheilige versklavter Menschen erinnerte der Heilige Vater dabei auch an das außergewöhnliche und eindrucksvolle Leben der hl. Josephine Bakhita.
Bild: Portrait