Christlicher Glaube in Syrien

Predigt: Mt 10,17-22 – Christlicher Glaube in Syrien
2. Weihnachtstag – hl. Stephanus
gehalten: Do., 26. Dez. 2024
Abtei Heilig Kreuz, Kloster Herstelle

Liebe Schwestern und Brüder!

Was macht das mit einem, in einem Umfeld zu leben, wo für das Bekenntnis des Glaubens an Jesus Christus Nachteile in Kauf zu nehmen sind bis hin zur Lebensbedrohung?

Seien wir nicht erschrocken: die Feier dieses Festtages, hl. Stephanus, ist älter als das Weihnachtsfest. Frühe Christen feierten zunächst ihre Märtyrer. Ganz am Anfang natürlich den König aller Märtyrer: Jesus Christus! Mit ihm seine Auferstehung: Ostern. Im österlichen Licht beging man dann auch die Gedenkfeiern für alle weiteren Märtyrer. Von ihnen gab es viele, sehr viele. Stephanus ist der erste. Mit ihm beginnt die Zeit der römischen Christenverfolgung.

Die römische Christenverfolgung verfolgte nur ein Ziel: das Christentum als neue aufkommende Religion in ihrem Wachstum zu bekämpfen. Die Zeitspanne vom Märtyrertod des hl. Stephanus bis zum offiziellen Ende der Römischen Christenverfolgung dauerte über 250 Jahre. Eine sehr, sehr lange Zeit! Die Anzahl der Opfer: unvorstellbar groß.

Christenverfolgungen gibt es auch heute in jenen Gebieten, wo das Christentum mit seiner Botschaft der Liebe als Bedrohung wahrgenommen wird.

Gegenwärtig blickt die Welt nach Syrien. Niemand weiß, wie die Zukunft dieses Landes aussehen wird. Im weltweiten Verfolgungsindex der Christen steht Syrien bisher an 12. Stelle, nach Ländern wie Nordkorea, Eritrea, Afghanistan und anderen Ländern. Die Gefährdung ist auch heute noch hoch. Noch in diesen Tagen vor Weihnachten gab es Berichte, wonach in mutwilliger Absicht Tannenbäume vernichtet wurden. Und das in einem Land, wo die Botschaft des Christentums sehr frühzeitig auf fruchtbaren Boden fiel.

Alles fing an mit Bekehrung des Apostels Paulus. Vor den Toren von Damaskus hört er die Stimme: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“ In einer Licht-Erscheinung tritt Christus, der Auferstandene, in sein Leben ein. Saul ist jener Mann, der bei der Steinigung des Stephanus, wie wir eben in der
Apostelgeschichte hörten, aktiv beteiligt war. Diese Begegnung mit Christus führt bei dem Mann aus Tarsus zu einer radikalen Wesensveränderung. Aus einem Verfolger des Messias wird Paulus ein eifriger Nachfolger des Auferstandenen. Paulus: der bedeutendste Missionar des frühen Christentums.

Dann die Stadt Antióchien. Heute liegt die Stadt im Bereich der Türkei und heißt Antakya. Diese Stadt am Fluss Orontes war bevölkerungsreich und kulturell blühend. Das Besondere: in Antióchien nannten sich die Jüngerinnen und Jünger Jesu zum ersten Mal überhaupt Christen. Als Getaufte tragen wir diese Bezeichnung noch heute. Antióchia war eine ganz wichtige Metropole des Christentums und besaß höchstes Ansehen. Für große Teile Syriens und Kleinasiens ging von Antióchien eine rege Missionstätigkeit des Christentums aus.

Kein Wunder, wenn aus Syrien große heilige Gestalten hervorgingen wie z. B. der hl. Ephräm, mit Beinamen der Syrer (4. Jh.). Als Diakon besaß er nie ein hohes kirchliches Amt, er war vielmehr Ratgeber von Bischöfen, er übertraf sie jedoch an Geist und Bildung.

Ephräms Auftreten blieb bescheiden. Schon zu seinen Lebzeiten wurde er mit einem schönen Beinamen versehen: „Harfe des Heiligen Geistes“. Tatsächlich: die Welt des hl. Ephräm sind seine Hymnen, die göttlichen Geheimnisse Jesu Christi und seiner Heiligen im Gottesdienst mit Dichtungen zu besingen. Hier im Kloster erleben wir wohltuend die Fortsetzung dieser Tradition des
feierlichen Hymnengesanges.

An einem Festtag wie dem des Erzmärtyrers Stephanus liegt es nahe, an die Christen in Syrien zu denken. Die wenigen Christen dort drängt die Sehnsucht zur Gewaltfreiheit und darum, dass alle Kräfte des Landes sich für eine Versöhnung untereinander einsetzen.

Die Botschaft der Liebe Jesu ist zeitlos. Liebe kennt keine Grenzen. Auffällig: der Erzmärtyrer Stephanus spricht beim Sterben ähnliche Worte wie sein Vorbild, der Gekreuzigte: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an.“ Ein Leben und ein Sterben ohne Rache, ohne Vergeltung. Dafür mit Hingabe – in Liebe. Im Geiste Jesu lasst auch uns Licht der Hoffnung sein.

Image by Валентина Георгиева from Pixabay

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