Friede – Jesus beim Wort nehmen

Predigtthema: Friede – Jesus beim Wort nehmen
Bibelstelle: Joh 20,19-23
Datum: 08. Juni 2025 – Pfingstsonntag
Kirche: Abteikirche Heilig Kreuz, Herstelle

Liebe Schwestern und Brüder,

„Friede sei mit euch!“ (Joh 20,19). Ist es nicht so, als wenn Jesus allen auf der Welt zuruft: Friede!? Friede ist das, was die Welt braucht, was alle Menschen brauchen.

Nicht wenige tragen die Sehnsucht nach Frieden sogar in ihrem persönlichen Namen: Friederike weiblich und männlich Friedrich beispielsweise, was so viel bedeutet wie Friedensreich, also reich an Frieden.

Manche haben eine wunderbare Adresse, sie wohnen in der Friedensallee oder in der Straße des Friedens.

Es gibt sogar Ortsnamen mit der Bezeichnung ‚Friede‘: Friedrichstadt in Schleswig-Holstein beispielsweise. Gründer und Namensgeber war Herzog Friedrich der III. von Schleswig-Gottorf. Anfang des 17. Jh. holte er religiös verfolgte Niederländer in den Norden und gewährte ihnen Glaubensfreiheit. Endlich konnten sie in Frieden leben.

Auch in Düsseldorf gibt es einen Stadtteil mit Namen Friedrichstadt. Namensgeber ist der preußische König Friedrich II., Friedrich der Große, der Alte Fritz.

Zu den Orten mit der Bezeichnung ‚Friede‘ gehört auch Fritzlar. Der Name ist abgeleitet von der ursprünglichen mittelalterlichen Bezeichnung Friedeslar, Ort des Friedens. Die Fritzlarer halten viel darauf, diesen Namen vom hl. Bonifatius (673-754, dem Begründer der nordhessischen Stadt, erhalten zu haben.

Wenn man danach fragt, was man denn unter Frieden versteht, gibt es unterschiedliche Antworten. Für viele in unserer Zeit kämen bereits Friedensgefühle auf, wenn wenigstens die Waffen schweigen: kein Kampf, kein Krieg.

Selbstverständlich ist Friede nicht. „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben,“ weiß längst Friedrich Schiller in seiner Tragödie ‚Wilhelm Tell‘, „wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ Irgendwo gibt es immer unberechenbare Abenteurer, Terroristen, Kriegstreiber. Sie gab es und gibt es zu allen Zeiten der Geschichte – auch heute.

Diesen Kriegstreibern auf die Spur zu kommen, versucht seit einiger Zeit die Friedensforschung. Da werden interessante Thesen hervorgebracht. Doch ob sie es in ihrer mangelnden politischen Kompetenz schafft, zur Lösung von Konflikten beizutragen?

Da setzt die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren viel früher und konkreter an, bei Heranwachsenden nämlich. Eine Erziehung ohne Prügel, ohne Schläge, ohne Gewalt ist für sie der beste Garant dafür, das junge Menschen im Geist der Friedfertigkeit heranwachsen können.

Und aktuell Papst Leo: „Der Friede sei mit euch allen!“ Der Heilige Vater sagt es am Tag seiner Wahl. Er sagt es so wie Jesus. Der neue Bischof von Rom wünscht, dass dieser Friede in die Herzen aller eingeht, unsere Familien erreicht, alle Menschen, wo immer sie auch sind, alle Völker, die ganze Erde. „Der Friede sei mit euch!“

Vor Kurzem vernahm ich ein schönes Zitat: „Wenn die Leute wüssten, wieviel Frieden im Kloster erfahren wird, und wieviel Frieden von einem Kloster ausgeht, die Leute würden weitaus mehr ins Kloster eintreten.“ Das dürfen wir mal so stehen lassen. Dieses Faktum ist sicherlich auch ein Grund, weshalb wir als Gäste immer wieder gern hierher nach Herstelle kommen.

Friede gehört einfach zur Identität eines Klosters. Es entspricht ganz dem Wunsch des hl. Benedikt, die hl. Scholastika schließen wir mit ein. Denn für den Vater des abendländischen Mönchtums ist Friede ein wichtiges Ziel klösterlicher Existenz. Bereits im Vorwort der Regel des hl. Benedikt heißt: „Meide das Böse, tue das Gute, suche Frieden und jage ihm nach“ (Ps 34,15 – RB Vorwort 17). Zum Frieden beitragen heißt im Geist des hl. Benedikt: Menschen zu Gott führen. Denn der Friede ist in Gott, der Friede geht von Gott aus, Friede geht von Christus aus. So wie wir es in jeder hl. Messe miteinander bedenken und feiern.

Die Unruhe des Alltags treibt uns um, das ist unsere Wirklichkeit. Was wäre, wenn wir Jesus beim Wort nähmen und wenn wir inneren Frieden finden durch ein eigenes Gebetsleben? Auch außerhalb des Klosters! Wenn Jesus uns den Frieden wünscht, wie wir im Evangelium hören, dann wünscht er ihn für jeglichen Moment unseres Daseins. Ob es uns möglich ist, in bestimmten Augenblicken des Alltags uns daran zu erinnern?

Mystiker wissen: Die Wogen der Unruhe können schnell über einen hereinbrechen. Wenn das so ist, dann können wir nichts Besseres tun, als eine Nähe zu Jesus zu gewinnen. Halten wir im Gebet inne und sprechen Jesus an: „Jesus, Du mein Friede – hülle mich in Deine Gnade.“

Es ist ein Gebet, das Wunder wirkt. Es geht unter die Haut, hat Tiefenwirkung, es berührt unsere Seele. Nehmen wir Jesus im Gebet uneingeschränkt beim Wort: „Jesus, Du mein Friede – hülle mich in Deine Gnade.“

Foto: Wolfgang Guttmann

Vorheriger Beitrag
Gebet zur Tauferneuerung
Nächster Beitrag
Wesensgleich: Gott Vater und sein Sohn

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.