13. Hl. Katharina von Siena

Hl. Katharina von Siena (1347-80): Reformerin – Mystikerin – Kirchenlehrerin

Die große Heilige aus Siena wird nur dreiunddreißig Jahre alt. Und doch hinterlässt die Terziarin, Angehörige des Dritten Ordens des hl. Dominikus, noch heute viele sichtbare Spuren. Katholische Frauenverbände Deutschlands beispielsweise nehmen ihren Todestag, 29. April, zum Anlass, die von Gott geschenkte Fülle an verschiedenen Begabungen und Berufungen zu feiern. Zugleich rufen sie die kirchlichen Amtsträger auf, diese reiche Fülle auch anzuerkennen. Die Konsequenz wäre die Hereinahme von Frauen in kirchenamtliche Strukturen. „Lasst die Fülle zu!“ – mit diesem Leitwort laden daher in diesem Jahr wieder kirchliche Frauenverbände zu einem „Tag der Diakonin“ ein.

Geboren wird Katharina von Siena am 25. März 1347. Ihre Mutter Jacobo Benincasa bringt sie als Zweijüngstes von insgesamt 25 (!) Kindern zur Welt. Ihr Vater hat als Wollfärber den Lebensunterhalt für die Familie zu verdienen. Diese gehört zwar dem Adel an, lebt aber in ärmlichen Verhältnissen. Viele Geschwister Katharinas sterben frühzeitig. Wie ihre Geschwister wächst Katharina ohne Schulausbildung heran, Lesen und Schreiben lernt sie erst später.

Katharina von Siena ist eine Heilige mit vielen Facetten: bei ihr liegen Aktion und Meditation, sowie Einmischung und Gebet eng beieinander. Sie gilt als Klosterfrau, aber ebenso tritt sie als Krankenpflegerin, als Sozialarbeiterin und nicht zuletzt als viel aufgesuchte Ratgeberin in Erscheinung.

In ihren wenigen Lebensjahren entwickelt sie mit ihrer kindlich kleinen Gestalt einen erstaunlichen Einfluss. Die Welt horcht auf, so auch der Papst. Wenn Papst Gregor XI. im Jahr 1377 seinen Bischofssitz von Avignon nach Rom zurückverlegt, so ist es in besonderer Weise auch der hl. Katharina zu verdanken. Über Jahre hinweg erinnert sie regelmäßig zusammen mit der hl. Birgitta von Schweden die in Avignon residierenden Päpste: die eigentliche Kathedra des Papstes steht in Rom. Ihr Bemühen führt zum Erfolg. Mit der Rückkehr des Papstes nach Rom sieht sich Katharina in ihrem zielstrebigen Bemühen bestätigt. Mehr noch, sein Nachfolger beruft sie sogar als Ratgeberin nach Rom.

Ihre fast 400 geschrieben Briefe sind noch heute erhalten und gelten als klassische Literatur. Ergänzt werden diese Schriftstücke mit dem Buch „Dialog“ als ihr Hauptwerk. Darin gibt sie Zeugnis von ihrer christusbezogenen Frömmigkeit. Für Katharina ist das Leben ein höchst kommunikatives Geschehen, nicht allein von Menschen untereinander, sondern auch zwischen Gott und Mensch. In diesem dialogischen Geschehen erkennt sie ein starkes göttliches Liebeswerben mit einer unbändigen Lust, wie sie schreibt, an vielfältigen Beziehungen: „Denn als Gott in sich hineinblickte, verliebte er sich in die Schönheit seiner Geschöpfe und wurde so sehr hingerissen vom Feuer seiner unschätzbaren Liebe, dass er im weiteren Verlauf noch den Menschen als sein Abbild erschuf.“

Für Katharina wirbt Gott förmlich um eine Erwiderung durch den Menschen und „wartet“ in unglaublicher Geduld auf eine Antwort. Diese ergeht in Jesus Christus, dem Anwalt der Menschen, in unwiderruflicher Weise.

Mitten In diesem Schöpfungsdialog zwischen Gott und Welt steht die Kirche. In Ihrer Berufung und Aufgabe repräsentiert sie den Leib Christi (vgl. Kol 1,18). Dennoch weiß Katharina, dass die Kirche ständiger Reformen bedarf.

Der Ruf nach Reformen ist während ihrer Zeit unüberhörbar. Sie selbst benennt schonungslos Unsitten und Missbräuche, ausdrücklich die der Kleriker. „Was hält die Erde zurück, sie zu verschlingen? Was bindet meine Macht, sie nicht in reglose Salzsäulen zu verwandeln? Nur mein Erbarmen“, hört Katharina in ihren Visionen Gott sagen. Und weiter: „Außerdem beachten euch die Laien sehr genau, weil sie gesehen haben, wieviel Unheil daraus folgte und dass die Vergehen ungestraft bleiben“, schreibt sie an den Papst. Aber „weder ist der Laie durch die Schuld der Prälaten entschuldigt, noch der Prälat durch die Sünde der Laien“, wird Katharina hinzufügen.

Als unermüdlich Tätige und zugleich auch mystische Frau, der ein prägender Einfluss auf das Glaubensleben der Kirche beigemessen wird, hat die hl. Katharina von Siena noch heute viel zu sagen. Verständlich, wenn an ihrem Namens- und Festtag kirchliche Frauengemeinschaften auf anstehende notwendige Reformen aufmerksam machen. Dazu gehört die Hereinnahme von Frauen in die Amtsstruktur der Kirche.

Prof’in Agnes Wuckelt, stellvertretende kfd-Bundesvorsitzende, stellt fest: „Solange keine Frauen zu allen Diensten und Ämtern zugelassen werden, werden die Charismen von Frauen geschlechtsstereotyp bewertet und Berufungen von Frauen zu sakramentalen Ämtern als irrig erklärt. So wird Frauen immer wieder strukturelle und spirituelle Gewalt angetan. Es wird verhindert, dass die einzelnen Berufungen gelebt werden können. Ein unergründlich wertvoller Schatz wird der Kirche vorenthalten.“

Inzwischen findet jährlich der „Tag der Diakonin“ statt. Die Öffnung des Diakonats für Frauen versteht sich dabei als erster modellhafter Schritt hin zur vollen Teilhabe von Frauen an allen kirchlichen Diensten und Ämtern. Die Kraft des fürbittenden Gebetes der hl. Katharina sowie ihr Beispiel eines unermüdlich reformfreudigen Wirkens möge diesem erstrebenswerten geistlichen Ziel immer näherkommen.

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