Predigtthema: Mit der Taufe erhalten wir einen weiteren Familiennamen
Bibelstelle: Röm 6,3-11; Lk 24,1-12
Datum: 20. April 2025 – Ostersonntag
Kirche: Abteikirche Heilig Kreuz, Herstelle
Liebe Schwestern und Brüder,
„Frohlocket ihr Chöre der Engel, frohlocket ihr himmlischen Scharen. Lobsinge, du Erde. Auch du freue dich, Mutter Kirche, umkleidet von Licht und herrlichem Glanz.“ So der österliche Lobpreis, das Exsultet. Eine wunderbare Aufforderung, endlich zu begreifen, was passiert ist.
Gewiss, auch im Alten Bund gab es Hoffnung auf ein Weiterleben, ein Bewahrt-Werden über den Tod hinaus. Die Menschen setzten auf Gottes Treue, sie lässt den Menschen nicht im Stich. Was aber nun durch den Sohn Gottes, durch seine leibhaftige Auferstehung geschehen ist, sprengt alle Vorstellungskraft.
Wenn wir gefragt werden, welches das „ultimative“ Großereignis der Geschichte des gesamten Universums ist, dann ist die Auferstehung Jesu. Mit weitestem Abstand als erstes zu nennen. Es verändert unsere Lebenseinstellung. Die Auferstehung gibt unserem Leben eine neue Perspektive. Das Leben nach dem Tod geht weiter. Wenn wir nach lebensverlängernden Maßnahmen – ohne Risiken und Nebenwirkungen – Ausschau halten, dann ist es unser Glaube an das ewige Leben.
Bei den Frauen und Männern, von denen im Evangelium die Rede ist, muss noch der Gedanke reifen, dass alles, was Jesus in seinem bisherigen Leben mit seiner Auferstehung angedeutet hat, nun umfassendste Wirklichkeit!
Der Apostel Paulus ist da schon erheblich konkreter: „Wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden“, schreibt er im Brief an die Römer, „sind auf seinen Tod getauft. … Und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben“ (6,3-4).
Paulus verwendet ein Stichwort, welches in engster Verbindung steht mit dem Christentum: die Taufe! Ostern und Taufe gehört engstens zusammen. In der frühen Kirche wurden Taufbewerberinnen und -bewerber Ostern getauft. Und wenn wir schon an diesem Ostermorgen in dieser Feier keine Taufe zu halten haben, dann feiern wir wenigstens Tauferneuerung. Das manchen wir gleich nach unserer Prozession zum Brunnen im Kreuzgarten.
Taufe ist ein Initiationssakrament, das heißt: dieses Sakrament steht ganz am Anfang eines geistlichen Lebensweges in der Kirche. Ihnen traue ich zu, dass Sie den Jahrestag Ihrer Taufe in Erinnerung haben. Das ist so selbstverständ-lich nicht, denn andere Jahrestage werden durchaus intensiver begangen: Geburtstag, Hochzeitstag, Professtag oder Namenstag beispielsweise. Aber Tauftag?
Sich jedoch an die Taufe zu erinnern, wie wir es heute machen, macht Sinn. Und was unterscheidet eine Taufe in der Kirche von einer Schiffstaufe im Hamburger Hafen? Dem Täufling einen Namen zu geben und späterhin wie bei einer Schiffstaufe „Allzeit gute Fahrt“ als Wunsch mit auf den Weg zu geben, reicht für uns Christen nicht aus.
Der Apostel Paulus weiß, wohin die Fahrt des Lebens geht. Dabei ist Christus der Auferstandene die Orientierung. Mich persönlich fasziniert noch ein weiteres Phänomen: Mit dem Empfang der Taufe erhalten wir noch einen zusätzlichen Familiennamen. Und dieser zusätzliche Familienname lautet: Christen.
Ich mag diesen Familiennamen! Mit diesem Namen geht einher ein sehr, sehr hoher Anspruch. Christen: dieser Familienname ist hergeleitet von dem, der in seinem Leben nie etwas Böses getan hat, der die Gottes- und die Nächstenliebe nicht allein predigte, sondern sie auch vorbildlich lebte. Ungerechtfertigterweise wurde er auf schlimmste Weise hingerichtet. Jesus ist der heiligste Mensch, der je auf Erden gelebt hat. Als Großereignis des gesamten Universums erwies er seine göttliche Macht durch seine Auferstehung von den Toten. Und diesen Namen dürfen wir als Familiennamen tragen?
Vielleicht denken Sie ebenso: Wenn ich schon diesen Namen tragen darf, dann nehme ich ihn entgegen als großes unverdientes Geschenk. Und dann will ich alles daransetzen, um in der Gestaltung meines eigenen persönlichen Lebens dem sehr hohen Anspruch dieses Familiennamens gerecht zu werden. Da dürfen wir uns alles nur erdenklich Gute einfallen lassen.
Ostern ist ein Geschenk, ein Riesengeschenk, ein Geschenk fürs Leben. Wir dürfen als neue Menschen leben. Jahr für Jahr werden wir daran erinnert endlich zu begreifen, was passiert ist. Nehmen wir diese Erinnerung an und stimmen als Getaufte ein in den österlichen Lobpreis, der in unserem Herzen nie verstummen möge: „Frohlocket ihr Chöre der Engel, frohlocket ihr himmlischen Scharen. Lobsinge, du Erde. Auch du freue dich, Mutter Kirche, umkleidet von Licht und herrlichem Glanz.“ Halleluja – Halleluja – Halleluja!
Foto: Wolfgang Guttmann